Abbild Energiesystem

Bild 1: Im zukünftigen Energiesystem werden zunehmend dezentrale Einspeiser in die Infrastrukturen integriert (Quelle: EWE AG)

In unserem zukünftigen Energiesystem werden zunehmend dezentrale Einspeiser in die Infrastrukturen integriert (Bild 1), welche sowohl energetisch den Transport der Energie als auch informationstechnisch mittels messen, schützen, steuern und regeln den Betrieb des Energiesystems gewährleisten müssen:
· Netzinfrastrukturen werden topologisch umgeschaltet und Einspeiser automatisch temporär vom System ­getrennt,
· Menschen und Netzkomponenten werden automatisch geschützt,
· intelligente Ortsnetzstationen regeln die Spannung autonom und
· Aggregatoren bündeln dynamisch flexible Erzeuger und Verbraucher und bringen diese an verschiedene Märkte.
Unter dem Stichwort „Digitalisierung“ adressiert die Branche die Herausforderungen und Chancen, die dieses zukünftige Energiesystem bietet. Viele Energieunternehmen verfolgen diese Richtung seit Längerem durch Forschungsprojekte oder haben bereits Praxisbeispiele in der Umsetzung.
Wesentliche Voraussetzung für die Digitalisierung sind zukunftssichere IT-Architekturen und Kommunikationsstandards, welche es ermöglichen, dass Veränderungen im System, zum Beispiel aufgrund neuer Betriebsmittel, Netzschaltungen oder Einspeiseanlagen erkannt und berücksichtigt werden können. Dafür bedarf es sowohl einheitlicher Datenmodelle, welche die Komponenten im Energiesystem identifizierbar machen und beschreiben, als auch flexibler und zukunftssicherer Übertragungsprotokolle, welche eine dezentrale Kommunikation mit und zwischen den Komponenten vor Ort ermöglichen. Die internationale Norm IEC 61850 erfüllt durch ihr objektorientiertes Datenmodell und die logische Trennung von Datenmodell und Kommunikationsprotokoll diese Voraussetzungen und gehört international zum Status quo. In Deutschland allerdings findet die Norm fast nur in Forschungsprojekten Anwendung. Bisher setzen vor allem die deutschen Netzbetreiber klassisch auf die etablierte Norm IEC 60870-5-104 (kurz 104er-­Protokoll).
Der vorliegende Artikel stellt die Norm IEC 61850 näher vor und erklärt, warum eine Überführung der alten Technik auf das Datenmodell IEC 61850 notwendig ist, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen.

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