Automatisierung der Werkstattprozesse

Bild 1: Mit der Automatisierung der Werkstattprozesse haben Fachkräfte mehr Zeit für anspruchsvolle Aufgaben (Quelle: Agentur Dr. Lantzsch, Rittal GmbH & Co. KG)

Noah Suedhues hatte einen etwas ungewöhnlichen Grund, vor drei Jahren die Ausbildung bei der Plenge GmbH in Oelde im Münsterland zu beginnen: „Handwerker gibt es in unserer Familie viele, aber Elektriker hatten wir noch keinen.“ In diesem Sommer hat er seine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen. Schon während seiner Ausbildung hat ihn das Unternehmen zu Inbetriebnahmen beim Kunden mitgenommen – für den Auszubildenden ein echter Vertrauensbeweis. „Der direkte Kundenkontakt bei der Inbetriebnahme vor Ort und die abwechslungsreichen Tätigkeiten in unserer Werkstatt haben mich begeistert“, betont der junge Mann. Als er dann am Ende seiner Ausbildung ein Angebot zur Übernahme erhalten hat, musste er auch nicht lange überlegen: „Da habe ich sofort zugesagt.“

Das Familienunternehmen Plenge GmbH aus Oelde, das mit rund 70 Mitarbeitern Projekte aus den Bereichen Elektrotechnik und Steuerungsbau realisiert, bildet über ­Kapazität aus. „Wenn möglich stellen wir drei oder vier ­Auszubildende ein, damit wir sie als Fachkräfte aus unserem Ausbildungsprogramm übernehmen können“, erzählt ­Wilfred Schnieder, der im Unternehmen für Personalfragen zuständig ist. „Denn fertig ausgebildete, qualifizierte Mitarbeiter sind kaum zu bekommen.“ Dazu kommt, dass sich einige fertig ausgebildete Fachkräfte im Anschluss an die Ausbildung noch zu einem Studium entschließen. Aber auch die Rekrutierung von Auszubildenden ist nicht ganz einfach. Vor 15 Jahren gingen pro Jahr noch etwa 50 Bewer­bungen um eine Ausbildungsstelle ein – heute sind es nur noch rund zehn. Hinzu kommt, dass die Qualifikationen der Bewerber oft nicht den Anforderungen des Unternehmens entsprechen.

An vielen Fronten aktiv

„Nicht immer läuft es mit den Auszubildenden so gut wie mit Noah“, erzählt Nicholas Visser-Plenge, General Manager bei dem Steuerungs- und Schaltanlagenbauer. Plenge nutzt alle ­Möglichkeiten, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen, und nimmt zum ­Beispiel an allen Ausbildungsmessen teil – nicht nur in Oelde, sondern auch in den benachbarten Städten. „Wir legen außerdem viel Wert auf ein gutes Betriebsklima, denn das sorgt für ein gutes Image des Unternehmens und lockt ­dadurch wiederum Bewerber an“, meint N. Visser-Plenge. Um die Fachkräfte zu binden, bietet das Unternehmen zahlreiche Weiter­bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten an, ­etwa im Bereich Hardware- und Software-Engineering. „Wenn ein Mitarbeiter engagiert ist, kann er bei uns Karriere machen“, betont N. Visser-Plenge und ergänzt: „Viele der Mitarbeiter, die heute in der Elektroplanung arbeiten, waren davor als Fachkräfte in der Werkstatt ­tätig.“

Das Problem des Fachkräftemangels ist nicht neu. Seit dem Ende der letzten Rezession, sinkt die Arbeitslosenquote in Deutschland stetig. Obwohl sie aktuell immer noch rund 5 % beträgt, ist es für viele Unternehmen zunehmend schwierig, Fachkräfte zu rekrutieren. Einer der Gründe: Viele der Arbeitssuchenden haben ­keine ausreichende Qualifikation. Außerdem ist die Arbeitslosigkeit innerhalb Deutschlands sehr ungleichmäßig verteilt. In vielen Landkreisen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen liegt sie bei rund 2 %. Ab diesem Wert sprechen Fachleute von Vollbeschäftigung. Unternehmen haben in solchen Regionen teilweise extreme Schwierigkeiten, überhaupt Personal zu finden. Bei qualifizierten Fachkräften ist dies praktisch unmöglich.

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